Die unfreiwillige Liegewoche wegen Starkwind in Portsmouth hatte uns richtig ein bischen runter gezogen. So waren wir richtig gut gelaunt, als wir am Dienstag 25. Juli um 05:45 zu Sonnenaufgang bei passablem Wetter in Portsmouth starteten.
Nach wenigen Meilen Motorfahrt gingen die Segel hoch und das Kap Selsey Bill passierten wir bei N 4 mit 8 kn Speed. Hier kann es bei Starkwind äußerst unangenem/gefährlich werden.
Nach ca. 30 sm hatten wir gegen 11:00 den riesigen Rampion Offshore Windpark querab. Mit einem Investitionsvolumen von 1,3 Mrd. Pfund werden hier ab 2018 116 Turbinen je 3,45 MW insgesammt 400 MW ins Netz Einspeisen. Eigentümer und Betreiber ist E.ON.
Wir hatten uns Newhaven als Ziel ausgesucht, einen Hafen in einer Flussmündung. Leider war das ein totaler Flop. Darüber konnte auch der urige Pub nicht hinweghelfen, den wir schon bei der Einfahrt in den Hafen sahen. Genau gegenüber dem Yachthafen, auf der anderen Flußseite, war eine Schrottverladung und das Yachthafengelände war etwas verloddert. Ein riesiges Färschiff von Frankreich kommend legte mit allerhand Schwell gegenüber an. Außerdem war die Visitors-Plattform durch Zubringer-Cats vom Windpark belegt. Nur ein einziger freier Platz für uns, alle übrigen Liegeplätze konnten bei Niedrigwasser nicht verlassen werden. Für diesen tollen Service durften wir dann noch Short-Stay Gebühr von 8,50 zahlen.
Zusätzlicher Schock, als wir den aktuellsten Wetterbericht studierten: Wieder für Mittwoch Starwind im Anmarsch.
Nach kurzer Beratung: Nix wie weg hier mit der nächsten Tide.
Statt wie geplant erst am nächsten Morgen nach Calais, fuhren wir abends mit passender Tide los ( ein Nachttörn über 74 sm und ca. 12 h)
Um 18:45 ging los, froh hier weg zu kommen.
Es wurde ein schöner Törn. Zunächst die Rundung von Beachy Head in der untergehenden Sonne und dann in der Dunkelheit bei achterlichem Wind nur unter Groß mit 6,5 kn Speed. Es war eine Freude, wie die Windfahnensteuerung unter diesen Bedingungen den Kurs hielt. Zwei Fischerboote irritierten einmal mit ihren starken Scheinwerfern, die mit großen Kursweeeeeeeeechseln über das Wasser irrlichterten. Ansonsten kaum Schiffsverkehr.
Bei Kap Dungeness, wo auch die Lichter des Kernkraftwerkes auszumachen waren, begannen wir die Dover Street mit ihrem Verkehrstrennungsgebiet zu queren.
Jetzt hieß es verstärkt Obacht geben. Die Großschiffahrt kommt verdammt schnell nahe. Eben noch nicht gesehen, ist sie in 20 Minuten bereits dicht am eigenen Schiff. Dank AIS ließen wir zunächst 2 Frachter in südlicher Richtung passieren. Die Segel hatten wir, weil sie schlugen, inzwischen runternehmen müssen. So war allerdings auch die optische Sicht auf die Lichterführung des Schiffsverkehrs verbessert.
Um 04:30 hatten wir das Verkehrstrennungsgebiet mit den beiden Fahrwassern in südlicher und nördlicher Richtung durchfahren. Die Zeit wurde dabei doch etwas lang. Vor Calais erwischte uns dann doch noch der Gegenstrom. Die letzten Meilen zogen sich bis 07:30 hin.
Calais hat einen überaus regen Fährverkehrrrr nach England. Praktisch halbstündlich laufen große Fähren ein und aus. In der Einfahrt sind Lichtsignale (IPTS) zu beachten und Port Control über CH 17 zu kontaktieren – sehr professionell und freundlich in Englisch.
Wir kannten die Verhältnisse von unserem Törn zur Isle of Wight in 2013 bereits und sind gleich an eine Mooringtonne gegangen, vor dem jetzt bei NW geschlossenen Docktor.
Zunächst ein paar Stunden Schlaf und dann Beratung über das weitere Vorgehen. Entscheidung: Wir bleiben auch kommende Nacht an der Tonne, um nächsten Morgen passgennnnnnau zur Tide um 04:00 bei beginnender Dämmerunnng auslaufen zu können.
Die Nacht war trotz einiger Schauerböen relativ ruhig. Mitten in der Nacht sorgte allerdings eine große Yacht für Lärm durch ein schlagendes Vorsegel, welches die Crew erst nach einer Stunde gebändigt bekam.
Wir starteten tatsächlich um 04:20, nachdem wir von Port Control die Ausfahrterlaubnis im Gefolge zweier Ficherboote erhalten hatten.
W 5 Böen 6, also genau achterlich bei unserem Ostkurs. wir waren gespannt, wie es laufen würde, nnnnnachdem wir den unvermeidlichen Schwell beim Hafen hinter uns hätten.
14 sm prima Segeln nur unter Genua mirrrrrrt 6,5 kn Speed bei nur 1m Welle. Dann setzte allerdings schon der Gegenstrom ein, die Maschine musste mithelfen und letztlich ging vor der Mole von Dünkirchen die Geschwindigkeit auf 4 kn herunter. Also Schluss hier.
Wir liegen im Yacht Club de la Mer du Nord. Eine angenehme Athmosphäre versprach das Hafenhandbuch – das stimmt voll und ganz.
Hier werden wir allerdings wieder aus gebremmst Gestern bereits ein Hafentag, an dem wir ein paar einkäufe tätigten und die Stadt besichtigten.
Heute morgen habe ich bereits kurs vor 04:00 den aktuellen Wetterbericht abgerufen. Keine Chance zur Abfahrt. Böen bis tärke 8 wurden angekündigt. In der Takelage der zahlreichen Gastboote heult es mächtig, kein Schiff verlässt den Hafen. Also wieder aufs Ohr gelegt und nach anfänglichen Schwierigkeiten schließlich bis 09:00 durchgeschlafen.
Wir haben die Situation jetzt akzeptiert und heute das Hafenmuseum besucht. Dort wurde u.a. auch über die große Evakuierungsaktion der Alliierten aus dem von Deutschen eingekesselten Dünkirchen informiert.
In den Kinos läuft aktuell dazu ein neuer Spielfilm.
Vermutlich werden wir erst Montag hier wegkommen.
Das täglich 2 malige Abrufen des Wetterberichtes gehört zur Bordroutine.
Heute abend gönnen wir uns ein Essen hier im Segelclub. Ein schönes Bier haben wir gestern dort schon genossen und Gefallen an der Atmosphäre gefunden.