Die Nacht vor Palermo (Teil2)

Hoffentlich ist das bald vorbei.
Auf Wache nass und ungemütlich im Cockpit. Das Boot zieht mit bis zu 8 km seine Bahn durch die aufwühlte See. Ein Gerappel und Gejaule. Bloss zurück in den Salon. Der kalte Wind steht herein. Aber die Tür bleibt offen. Mann muss schnell raus können. Die Selbststeuerung tut klaglos ihren Dienst. Hoffentlich bleibt das so.
Jetzt beim Frühstück hat der Wind nachgelassen. Das Boot zieht gleichmäßig seine Bahn. Angenehm.
Noch gut 35 sm bis Teulada auf Sardinien.
Die Küche ist ein bischen abgesoffen. Wasser sickert unter Herd und Kühlschrank hervor. Ca. 3 l. Das muss aus einem der Stauräume von draußen kommen. Alles aufgefeudelt. Der Wasserzufluss hat aufgehört. Auch Gert hat mehrfach nachgewischt. Das Leck lokalisieren wir im Hafen.
Wir sind bald da.











Die Nacht vor Palermo (Teil1)

Auf der Fahrt nach Sardinien hatten wir wieder das bewährte 3 h Wachsystem.
Heute von Dienstag auf Mittwoch:
22:00-01:00 Hannes
01:00-04:00 Rainer
04:00-07:00 Gert
Gegen 20:00 war ich in die Koje gekrochen um fit für meine Wache zu sein. Zu der Zeit standen noch Groß und Fock zusätzlich zur Maschine bei sehr leichtem halben Wind.
In meiner Stb Koje war heute allerdings an Schlaf nicht zu denken. Cockatoo planscht. Alte Dünung erzeugt in fast regelmäßigen Abstand ein platschendes lautstarkes Geräusch zwischen den Rümpfen. Dazu das monotone Brummen der Maschine, die direkt unter mir im Rumpf verbaut ist. Das Boot schaukelt etwas unkordiniert und man hebt immer von der Matratze ab.
Nichts für empfindliche Gemüter! Trotzdem Erholung. Seeleute schlafen bekanntermaßen nicht, sie ruhen nur.
Die Zeit wird lang. Die Gedanken schweifen. Ein Blick auf die Uhr. Was? Erst 22:00. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Zufrieden drehe ich mich auf die andere Seite. Bis zu meiner Wache ist es noch lang. Vielleicht gelingt doch eine Mütze voll Schlaf.
Eine innere Uhr lässt mich um 00:50 auf die Armbanduhr schauen. Ich muss hoch. Hannes ablösen.
Das Einhalten der Wachzeiten ist selbstverständlich. Jeder braucht seine Ruhephasen.
Hoch in den Salon. Hannes steht im Cockpit. Von mir ein Blick auf den Tablet-Computer auf dem Salontisch. Wo stehen wir?
Hannes kommt rein. Kurze Begrüssung und Wachübergabe. Nein, vorher noch schnell aufs stille Örtchen. Still ist übertrieben. Auch hier wird man bisweilen heftig durchgerüttelt.
Ölige bleierne See mit alter Dünung. Um 22:00 wurde von Gert und Hannes das Groß geborgen. Merkwürdig, das hatte ich gar nicht mit bekommen.
Kaum Verkehr. Ein Entgegenkommer querab an Stb, vermutlich auch ein Segler. An Bb Lichter von Sizilien. Voraus diesig. Hannes geht in seine vordere Bb Koje.
Bei meinem Wachbeginn steigt achtern gerade der Mond aus dem Wasser. 3/4 abnehmend und taucht achtern alles in ein fahles Licht. Es glitzert hier und da auf den Wellenkämmen.
Ich liebe diese Momente auf See. Man ist ganz allein mit sich und seinen Gedanken. Nur das Plätschern der See und das vertraute Wummern der Maschine.
Ab und an ein konzentrierter Blick in die Runde. Gibt es kreuzenden Verkehr? Nein, eine ruhige Wache.
Wieder zurück in den Salon. Es ist heute nicht so kalt wie in den vorhergehenden Nächten. Aber im Salon ist es gemütlicher. In eine Ecke gedrückt lenke ich den Blick durch die gewölbten Salonscheiben hoch zum Mast. Ja – Dampferlicht undd 3-Farbenlichr senden ihren Schein in die Nacht.
Ich greife zum Block. Schreibe alles auf. Morgen hat man’s bereits vergessen. Flüchtige Momente.
Plötzlich Lust auf ein kühles Bier. Schon abgefahren um diese Zeit. Köstlich rennt es die Kehle runter.
Ein Blick auf die Uhr. Mensch schon 02:18. Die halbe Wache fast vorbei. Die Augen bohren sich in den Dunst. Palermo ca. 30 sm an Bb.
Eine ruhige Nacht – eine schöne Nacht.
03:55. Eine Fähre kreuzt von Sizilien kommend in vollem Lichterglanz unseren Kurs. Ca. 1,5 sm voraus.
04:00 Ich übergebe an Gert. Ab in die Koje.
Das es sehr häufig nicht so ruhig ist, Zeit die folgende Nacht auf dem Kurs nach Sardinien in brutaler Härte. Wir laufen unter 2-fach gerefftem Groß und Fock. Raumer Wind bis 25 Knoten. Das Boot schiesst durch hohe See. Infernalischer Lärm durch die klatschende See. Unangenehm. In der Koje werde ich hin und her geworfen. Immer wenn das Boot in voller Fahrt durch die See abgebremst wird strebt der Köper weiter nach vorn wird ans Schott der Koje gedrückt.