Das zunächst trübe Wetter am Montag nutzten wir wieder für eine Radtour – diesmal in südl. Richtung elbaufwärts.
Und wieder bewahrheitet sich: Reisen bildet. Oder wusstet ihr was ein Bleiturm ist? Dazu spæter mehr.
Wir folgten zunächst einem „Wanderweg“ im Hinterland von Krautsand mit ursprünglicher Vegetation entlang von Entwässerungsgræben bevor es über die Fahrstraße nach Drochtersen ging.
Über die Wiesen schimmerte in der Ferne die orangeroten Rettungsboote der Fa. Hatecke.
Beim Bäcker in Drochtersen erst mal einen Kaffee.
Nach einem Stück Radweg entlang vielbefahrener Straße (ein Graus fûr Radfahrer) dann glùcklicherweise ūber den Postkutschenweg in Rutsch und die Asseler Deichstr. ins Zentrum von Assel. Hier endet der Ruthenstrom an einem Pumpwerk und von der Bank auf der Deichkrone genießen wir den Blick auf den Hafen.
Die Schifffahrt hatte hier als “ Bauernschifffahrt“ eine lange Tradition. Mit kleinen Frachtkähnen wurden eigene Erzeugnisse zu den Großmärkten nach Hamburg gebracht und auf der Rückreise von dort mitgebrachte Waren verkauft. Die Frachtschifffahrt wandelte sich bald zu eigenem Gewerbe und im 19. Jahrhdt. wurden vor allem Steine aus der heimischen Ziegelproduktion nach Hamburg verschifft. 1899 wurden in Assel 38 und in Barnkrug 9 Schiffer verzeichnet.
Bei unserem Beobachtungsplatz auf der Deichkrone hatten wir die Kirche von Assel im Rücken. Neugierig wollte ich einen Blick hinein werfen, stand aber zunächst vor einem leider nur Sonntags geöffneten Heimatkundemuseum.
Die Kirche wird von einem beeindruckenden 45 m hohen Glockenturm dominiert und ist als „Lebensraum Kirchturm“ vom NABU ausgezeichnet. Dohle, Turmfalke, Schleiereule und Fledermaus erhalten hier „Kirchenasyl“.
Die St. Martinskirche von Assel basiert auf einem bereits 1141 errichteten Feldsteinbau aus dem in der Mitte des 16. Jahrhdt. das heutige Kirchengebäude entstand, 1845 der stattliche Turm.
Im Inneren der Kirche beobachte ich Vermessungsarbeiten mit modernem Laser-Geräten – die EU beteiligt sich an der Werterhaltung des historischen Gebæudes. Die rustikale Balkendecke, der reichverzierte Altar und die Kanzel, das steinerne Taufbecken und das von der Decke hängende Motiv-Schiff – alles zieht meinen Blick an.
Bei Barnkrug geht’s wieder auf den Deich mit Blick auf den Sportboothafen und dann weiter zwischen Deich, Apfelplantagen und sich dukenden Häusern. Für uns überraschend taucht nach einem großen Ziegel-Turm (Verwendungszweck) die Festung Grauerort auf.
Grauerort wurde von den Preußen zum Schutz vor feindlichen Schiffen und des Hamburger Hafens. Es kam jedoch wæhrend des deutsch-französischen Kriegen1870/71 nicht zu Kampfhandlungen. Ab 1914 kaiserliches Minendepot dauerte die Nutzung als Munitionslagerstädte bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Seit 1977 kümmert sich ein Verein um den Erhalt des vom Verfall bedrohten Forts.
Das Rätsel des „Ziegelturms“ ist dank Wikipedia inzwischen auch geklärt. Es handelt sich um den Barnkruger „Bleiturm“ einer früheren Munitionsfabrik. Hier wurden früher Schrotkugeln für Schrotpatronen hergestellt. Flûssiges Blei wurde an der Turmspitze durch ein Sieb gegossen. Im freien Fall bildeten sich kugelfôrmige Tropfen, die unten in einem Wasserbad abkühlten.
Unsere Radtour hat am Sperrwerk Abbenfleth den Wendepunkt erreicht.
Zurück folgen wir immer dem Elbdeich, schauen auf eine Rinderherde an Asseler Sand sowie auf eine 700 køpfige Schafherde kurz vor dem Sperrwerk Ruthenstrom. Es geht über das Gelænde der Fa. Hatecke – die produzierten Rettungsboote sind nun ganz nah.
Nach ca. 30 km geht eine interessante Radtour an unserem lieb gewordenen Campingplatz zu Ende.
Erhitzt freue ich mich wieder auf ein Bad in der Elbe – jetzt erscheinen 14 Grad nicht zu kalt 😉