Der Trip von Texel nach Lowestoft

Wir hatten das ablaufende Wasser ab Oudeschild ausgeguckt und sind somit um 10:00 gestartet. Kräftiger Strom schob uns in SW-Richtung durch das Schulpengat, so das wir bereits um 11:45 nach 12 sm die Tonne S2 an der Ansteuerung rundeten.

Es gibt eine Theorie, wie am schnellsten der Kanal unter Berücksichtigung der Tide zu durchqueren ist. Aber außer Tide und Wind gibt es zahlreiche Einflußfaktoren, die zu berücksichtigen sind: VTG`s , Winddreher, Segelwechsel, Einsatz der Maschine… Ein theoretisch abgesetzter Kurs anhand prognostizierter Strömungs- und Windwerte, der die schnellste Reise verspricht, wird daher nur bedingt möglich sein. Fakt ist, das die Reise schneller verläuft,, wenn nicht der schnurgeraden Linie gefolgt wird, bei der man unter umständen stark gegensteuern muss, sondern, das man lieber bedingt durch einen oder mehreren Tidewechseln einer leichten S-Kurve folgt.

Unser Kurs lief auch nicht durch den Kanal, sondern nördlich davon in der südwestlichen Nordsee, bzw. das Seegebiet Humber.

Wir hielten zunächst auf die SW-Ecke des ersten VTG zu, um dort zu queren. Das AIS zeigt prima den Schiffsverkehr an und ermöglich rechtzeitige manöver. Wie viele Schiffe unterwegs sind, (Swantje mittendrin) zeigt die Screen Copy (AIS-Filter auf 10 sm eingestellt).
Wir hatten auf unserem Kurs auch nur wenige Bohrplattformen in ausreichend Abstand zu umfahren.

Als Abendmahlzeit diesmal eine Premiere: Astronautennahrung. Meine Schwester, begeisterter Wande- und Naturfan, hat mit ihrem Mann auf ausgedehnten Touren in Lappland immer etwas dabei. Sie schenkte mir zum Geburtstag ein paar Kostproben. Trek`n eat: Huhn in Curry für Gert und Mediterraner Fischtopf für mich mundeten wirklich hervorragend und waren lediglich mit kochend Wasser rasch zubereitet. Absolut nich vergleich mit Einfachprodukten ala Minuto.

Ich hatte bei meiner Wache ab 21:00 einen schönen Sonnenuntergang . Trotz Neumond wurde es nie richtig dunkel, sternenklarer Himmel.
Die Wache von Gert von 24:00 bis 03:00 habe ich eingemummelt unter Deck komplett geruht, um dann relativ ausgeruht wieder zu übernehmen.. Die Tide hatte uns mittlerweile nur noch ca. 20 sm vor englischer Küste entfernt etwas nach Norden versetzt. Gert hatte wie vorgesehen nicht krampfhaft gegen gesteuert. Das Navi-Programm zeigt mächtige Tideströme und den bisher von uns gefahrenen Kurs.

Mit aufgehender Sonne geht’s weiter.Es ärgert uns mächtig, das am Heck zwei große Segler unter Spi auftauchen. Motoren wir doch seit Texel immer noch. Kein Wunder bei dem schwachen Wind und unserer Schiffsgröße. Wir sind „erleichtert“ als auch hier nach einiger Zeit die Spi`s fallen.

Ca. 15 sm vor der englischen Küste können wir bei 3-4 Bft endlich Segel setzen. Herrlich jetzt dieses Dahingleiten in gurgelnder See. Ab der Tonne S Holm (Ansteuerung von Lowestoft von Süden) hatten wir den vollen Tidestrom gegen uns. Es ging zwischen zwei vorgelagerten sandbänken mit Nordkurs hindurch, um dann rechtwinkelig auf den bei jeder Tide anzulaufenden Hafen Lowestoft einzubiegen.Dabei ging es ordentlich zu kehr, so da wir den Niedergang lieber schlossen.

Bilderbuchmäßig haben wir uns über Kanal 14 bei „Port Control“ gemeldetum Einfahrt gebeten und den Hinweis erhalten, in den Royal Norfolk u. Suffolk Yacht Club einzulaufen.

Der Hafen an den Gästestegen Proppevoll(2 NL Vereine auf Gästefahrt). Erst mal die Nase tiefer in den Hafen gesteckt. Wir sind hocherfreut: 2 Marineros winken uns an den Schwimmsteg eines abgereisten Vereinsmitglieds………

Glück gehabt erfahren wir später am Empfang, „wir mussten heute schon mehrere Boote wegschicken.

Wir zahlen gern die knapp 50 Pfund für 2 Nächte.

Wir sind seit gestern um 10:20 fest. 125 sm in gut 24 h. Zum Aklimatisieren in England gönnen wir uns heute noch einen kompletten Hafen tag, bevor es morgen auf einen mindestens 140 sm langen Schlag weiter gen Norden geht.

Sailing round Britain beginnt bei bestem Wetter.

 

Autor: Travelling-Rainer

Begeisterter Wassersportler. Nach 30 Jahren mit SY Swantje nun demnächst mit kleiner Verdränger-MY unterwegs.

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