Gedanken während Biscaya-Überquerung

Gestartet von Bayona folgen wir noch lange dem stark gegliederten spanischen Küstenverlauf gen Norden. Galizien dieser herrliche naturschöne Landstrich. Leuchtturm an Leuchtturm reiht sich auf hohen Klippen aneinander. Schön jetzt gegen 16:30 das Cap Finisterre, welches wir gestern per Leihwagen besucht hatten, auf See zu runden.
In der Dämmerung lösen wir uns langsam von Land. Wir beginnen mit der Überquerung der riesigen „Bucht“ Biskaya.
Hannes steuert lange aufmerksam per Hand. Zu groß ist das Risiko eine der hier zahlreichen Fischerbojen zu überfahren und etwas in den Propeller zu bekommen.
Auch in der Nacht machen zahlreiche Fischerboote mit auffälligen Lichtzeichen auf sich aufmerksam und ändern auch schon mal schnell ihre Kurse. Warschau!
Schon immer fasziniert mich beim nächtlichen Segeln der Lichterglanz von Sonne und Mond. Dazu habe ich heute am Mittwoch/Donnerstag ausreichend Zeit zur Beobachtung und perfekte Bedingungen.
Nachdem wir uns langsam vom Festland lösen, zaubert die Sonne gegen 21:15 ein unvergleichliches Farbenspiel an den abendlichen Himmel.
Gleichzeitig geht gegenüber der Mond auf. Seine volle Pracht entfaltet er jedoch in den frühen Morgenstunden und lässt am Heck die Wellen glitzern.
Haben wir heute Vollmond?
Ja, 99% zunehmend bestätigt mein Tidenkalender. Morgen ist der genaue Termin.
In perfekter Choreografie schiebt sich dann noch ein Kreuzliner auf die morgendliche Bühne. Ein schöner Moment.
Es wird schon hell als der Mond seine letzten Strahlen übers Meer schickt.
Heute am Donnerstag vergeht ziemlich ereignislos. Nur schwacher östlicher Wind, kaum Welle. Maschine und Fock, die etwas mitzieht.
Also keine Schwierigkeit gegen 14:00 ein schmackhaftes Mittagessen -das Bohnengericht mit Speck, Zwiebeln und Sahne aus der Pfanne, dazu Kartoffeln (meine Ilse kennt die Zubereitung dieses praktischen Bordgerichtes) auf die Back zu stellen.
Leider ist es heute immer ziemlich bewölkt. Ein Aufenthalt im Cockpit daher wegen des Fahrtwindes eher ungemütlich. Aber auf der Badeplattform eine warme Süßwasserdusche lasse ich mir nicht nehmen. Sehr angenehm.
Der Salon verwandelt sich jetzt häufig in eine Lesestube. Wo immer deutschsprachige Zeitschriften (Spiegel, Stern, Focus, Die Zeit) aufzutreiben waren, haben wir sie aufgekauft. Alle freuen sich über ablenkenden Lesestoff. Angeregte Unterhaltungen werden seltener. Mitunter hängt jeder seinen Gedanken nach oder verzieht sich nach Absprache zum Ausruhen in die Koje. Es ist halt ein langer Trip über die Biskaya.
Zur Abwechslung greife ich gerade per Kopfhörer auf den Musikvorrat meines Smartphone zu. Jetzt können die Gedanken noch besser auf Wanderschaft gehen. Die Hälfte unseres Trips über die Biscaya ist geschafft. Wir werden wohl Samstagmorgen bereits in Camaret sur Mer eintreffen.
Ein wunderschönes Glitzern durch die schon tiefer stehende Sonne auf dem Wasser im Heckbereich lässt mich nochmals ins Cockpit schauen. Das muss unbedingt per Foto festgehalten werden.
Jetzt 23:00. Der Vollmond hat sich zeitweilig hinter einer Wolke versteckt. Nur diffuses fahles Licht dringt dann auf die Meeresoberfläche. Wir sind ganz allein. Ein erneuter Blick in die Runde. Kein Schiff irgendwo am Horizont. Die spanische Küste ist bereits mehr als 120 sm entfernt. Zu unserem Ziel nahe Brest noch 180 sm.
Ein Blick auf die Seekarte: Mehr als 4000 m (!) Wasser unter uns.
Eine schöne Nacht, eine ruhige 2. Nacht. Für uns zeigt sich die Biscaya von ihrer besten Seite.
Nach 3 Nächten haben wir die Biscaya bei extrem ruhigen Wetter überquert.
Auf das Rettungsset von IKEA brauchten wir nicht zurück greifen.

























Autor: Travelling-Rainer

Begeisterter Wassersportler. Nach 30 Jahren mit SY Swantje nun demnächst mit kleiner Verdränger-MY unterwegs.

Ein Gedanke zu „Gedanken während Biscaya-Überquerung“

  1. Hat das Daumendrücken doch geholfen,schön, daß die Biscayaüberquerung so gut geklappt hat Nun ist ein Ende ja abzusehen. Zwei Törns noch, dann seid ihr in der Scheldemündung. Ich könnte mir vorstellen, daß die Rumvorräte auch langsam zur Neige gehen. Die Gefahr Scorbut zu kriegen ,wird natürlich immer größer. Ich werde weiterhin die Daumen drücken und warte auf die nächsten Nachrichten. Für heute estmal einen erholsamen Schlaf und dann einen schönen W-SW Wind für den Vortrieb. Gruß, Peter.

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