As times goes by

Vor ca. 50 Jahren hatte ich zusammen mit meinen Eltern das Cap Palinuro mit VW-Käfer und angehängtem Wohnwagen besucht.
Da war es für mich klar: Die 75 km von hier sind keine Hürde und ich schaue mir das ganze an.
Auf den Strassen hier im Süden bedeuten 75 km 1,5 h Fahrzeit und 2-3 Herzanfälle wegen der nicht nachvollziehbaren Fahrweise der Italiener (Penisersatz?).
Wie dem auch sei. Wir sind heil angekommen.
Zunächst eine ÜBERRASCHUNG. Hier herrscht Winterschlaf. Saison beendet -trotz noch angenehmer Temperaturen- Campingplätze dicht und Hotels, Pensionen, Restaurants weitestgehend geschlossen.
Die Gegend hat sich gegenüber damals natürlich verändert. Geblieben ist eine urwüchsige Landschaft mit Grotten, kleinen Sandbuchten und wilden Flussmündungen. Der Ort Palinuro ehemals nur aus wenigen Häusern bestehend hat sich zu einem mondänen Badeort samt Jachthafen entwickelt. Hier darf man für einen Gastliegeplatz pro Nacht gerne 100 Euro bezahlen
Ich habe mich trotzdem gefreut, das ganze einmal wiederzusehen.
As time goes by…

Wo gehts denn hier zur prähistorischen Führung?

Über diese Frage -gestellt vor etlichen Jahren von einer Dame auf Malta- muss Ilse noch heute grinsen und auch Thomas wird sich erinnern.
Wir hier in Paestum hatten es nur wenige 100m mit dem Rad zu den Weltberühmten Ausgrabungsstätten. Ein weitläufiges Areal von mehreren 100m Ausdehnung beherbergt den geschichtsträchtigen Ort.
1752 entdeckten Straßenarbeiter die Reste der antiken Stadt Paestum inmitten einer Sumpflandschaft. Was Goethe auf seiner Italienreise einige Jahre später davon hielt, hatte ich vor einigen Tagen bereits berichtet.
Das heutige UNESCO -Weltkulturerbe wurde im 7. Jh. v. Ch. als griechischer Handelsstützpunkt mit Namen Poseidonia gegründet.
Aus der Blütezeit des 6./5. Jh. v. Ch. stammen drei fantastisch erhaltene Tempel – die Basilica, der Tempio di Nettuno und der Tempio di Ceres/Athena. Unter römischer Herrschaft entstanden später -ab 273 v. Ch. prächtige Villen, Theater, Thermen und die fast 5 km lange Stadtmauer (15m hoch und 5-7m breit!).
Die Prominenz des römischen Imperiums entfaltete hier gediegenen Lebensstil. Die Säle, Gärten, Thermen und Privatgemächer waren mit Darstellungen der antiken Mythologie und Lebenswelt geschmückt. Farbenfrohe Wandmalereien, kostbare Mosaikfußböden und meisterhafte Skulpturen belebten das Ambiente.
Wegen Versumpfung und Malaria musste der Ort im 10. Jh. aufgegeben werden.
Während die Tempel und Grundmauern der Villen und öffentlichen Gebäude im Außengelände zu besichtigen sind (Ausspruch eines Campers: Alte Steine!) sieht man die Verzierungen der Gebäude, Wandmalereien, Skulpturen, Vasen und Gebrauchsgegenstände im Museo Archeologico.
Hier sahen wir natürlich auch das „Grab des Tauchers“ jenes Bildnis auf dem Inneren einer Grabplatte, welches den Kopfsprung eines Jünglings ins Wasser zeigt – Metapher für den Übergang ins Jenseits.
Ausgerüstet mit einer reich bebilderten Broschüre für Hintergrund-Infos war der gestrige Tag ausgesprochen anregend.

Gewitter und noch nen Italien-Klischee: Amalfi

Heute morgen wurden wir gegen 07:00 von einem heftigen Gewitter mit Sturmböen und Hagelkörnern geweckt. Zum Glück ist Wowa samt Vorzelt nix passiert, aber etwas unbehaglich war uns schon.
Kurz darauf aber blaue Lücken im Himmel. Unsere geplante Fahrt nach Amalfi konnte also stattfinden.
Über Wikipedia hatten wir uns am Vorabend schlau gemacht.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Amalfi

Neben der viel gerühmten Schönheit von Amalfi imponierte mir besonders, das diese Stadt in der Vergangenheit eine wichtige Seemacht darstellte.

Hierzu folgendes aus Wikipedia:

Jeden Sommer findet in Italien eine Regatta statt, bei der die vier mittelalterlichen Seerepubliken um die Wette rudern: die drei großen Seemächte Venedig, Pisa und Genua und eben das kleine Amalfi. Historisch war Amalfi die erste Seerepublik unter den vieren.
Übrigen war die „Seerepublik Amalfi“ nicht sonderlich groß. Sie umfasste knapp die Hälfte der Halbinsel Sorrent, zwischen Neapel und Salerno gelegen, und die Insel Capri. Aber ihre Bedeutung reichte weit über dieses begrenzte Territorium hinaus. Ihre Handelsschiffe kreuzten im westlichen wie im östlichen Mittelmeer, und Amalfi hatte seine Handelsniederlassungen in Konstantinopel, Antiochia, Jerusalem, Kairo, Alexandria, Tripolis, lange bevor Venedig zur Mittelmeermacht aufstieg.
Amalfi entwickelte die erste Seerechtskodifikation Italiens, die Tabula Amalphitana, welche noch weit über die Lebenszeit der Seerepublik hinaus Gültigkeit im ganzen Mittelmeerraum besaß. Amalfi prägte eigene Münzen und war im ganzen Mittelmeer bekannt für seine Schiffswerften.

Aber bevor wir Amalfi selbst in Augenschein nehmen konnten, war ab Salerno eine abenteuerliche ca. 30 km lange Strecke an der Felskante mit gefühlten 1000 Kurven zu bezwingen auf der sich streckenweise kaum 2 Autos begegnen konnten. Fahrzeit knapp eine Stunde. Ilse wurde schon ganz blass um die Nase- nicht verwunderlich wegen des Fahrstils mancher Italiener.
Unser Auto konnten wir praktisch in einem Parkhaus (in die Felsen gehauen) abstellen.
Der Ort überbot praktisch jedes italienische Klischee und wir haben 3 sehr schöne Stunden verbracht.
Wir können aber auch verstehen, das viele lieber per Schiff oder Bus angereist sind.
ÜBRIGENS: Das Ruderboot mit dem die Regatta der „Seemacht“ Amalfii ausgetragen wird, haben wir entdeckt.