1. Fahrtag Ostseekonvoi

Pünktlich um 09:00 starteten gestern in Artlenburg die Konvoi-Teinehmer ihre Maschinen und es ging auf die Elbe. Jedes Boot hatte eine Rückennummer und entsprechend dieser reihte man sich im Konvoi ein- die großen vorn, die kleinen hinten. Ich war mit Nr. 11 ziemlich hinten, nur 2 Boote und das Schluss-Begleitboot hinter mir.

Angesagt war eine Geschwindigkeit von 11 km/h durchs Wasser. Das sind 5,9 kn und die kann ich als Marschfahrt laufen. Über Grund ist das natürlich weniger, da wir gegen einen Strom mit 2-3 kn fahren.

Die „Ordnung“ wurde am Elbe-Seitenkanal bereits etwas durcheinander gebracht. Ein Binnenschiff bog in die Elbe ein und „zerschnitt“ den Konvoi. Unbeirrt liefen die vorderen PS-starken Boote zunächst weiter, mahnten aber die nachfolgenden kleinen , bitte aufzuschließen, man hätte auch die Geschwindigkeit gedrosselt. Aber wie sollte das gehen? Die Minerva kann Bauart bedingt als Verdränger allerhöchstens max. 6,5 -7 kn laufen. Das würde sich dann endlos hinziehen, wie ich über Funk bekannt gab.

Zum Funk: Angesagt war den Not- und Anrufkanal 10 eingeschaltet zu lassen und den Schiff-Sch-Verkehr über Kanal 72 abzuwickeln. Zu meinem erstaunen wurde dann der ganze Verkehr über CH 10 abgewickelt. Hier ist nicht viel Berufsverkehr, ansonsten wäre wohl die Mahnung „Funkdisziplin“ durchgegeben worden.

Bei der Brücke in Lauenburg stoppten die ersten Boote und ein Aufkommen war endlich möglich. Ab dort wand sich der Konvoi einigermaßen geordnet die Elbe hoch Richtung Bleckede.

Sehr genervt hat mich allerding ein so genannter Pump-Effekt im Konvoi. Es ging mal sehr schnell und dann wieder extrem langsam, so dass sich die Boote fast ineinander schoben. Scherzhaft fragte ich über Funk, ob einige wohl „Kängeruh-Diesel“ getankt hätten. Ich hatte jedenfalls den Effekt, dass ich die Motordrehzahl zwischen 1800 und 2400 U/min verändern musste. Normalerweise fahre ich mit 2200 u/min Marschfahrt. Spielen die PS-starken Boote zu viel am Gashebel, sind einige zu unaufmerksam und vergrößern den Abstand zum Vordermann um dann rasch wieder dicht aufzulaufen ??? Erschwerend kommen sicherlich auch unterschiedlich starke Stömungen hinzu. Gerade habe ich auf dem Steg einen Nicht-Konvoi-Tln getroffen. Auch der zeigte sich über die Fahrweise des Konvois verwundert.

Besonders extrem war die Situation als starke Schauerböen über den Konvoi herein brachen und der Konvoi sich extrem zusammenschob. Gern wäre ich flott weiter gefahren bei den starken Seitenwinden, um das Boot in der Strömung sicher auf Kurs zu halten.

Der Zickzack-Kurs auf der Elbe gekennzeichnet durch Doppeltonnen und gelbe Kreuze an Land wurde leidlich eingehalten. Der ist ja auch in der Seekarte eingetragen. Es geht halt immer an den Außenkannten des Stromes entlang, weil innen sich Sandbänke bilden. Zum Ende des Konvois wurde dann natürlich immer mehr „geschnibbelt“, aber das ist vielleicht verstänlich.

Ich möchte auch gar nicht über die Konvoifahrt meckern. Das sind meine subjektiven Eindrücke. Das ganze erfordert ja von jedem Tln viel Disziplin und ich bin ja nur „Ersttäter“ auf Konvoifahrt und fahre nach einem erfüllten Segler-Leben mit SY Swantje  erst 1,5 Jahre Motorboot mit Minerva. Bin gespannt, wie sich mein Blick im Laufe des Törns verändert, es kommen ja noch Kanalabschnitte ohne Strömung und auch die Schleusen. Und ich muss auch betonen, wir haben tolle Planungsunterlagen erhalten – die Umsetzung mit einer größeren Gruppe geht halt mitunter eigene Wege.

Wir erreichten jedenfalls sicher den Hafen Bleckede und ließen dabei auch einen Raddampfer und die Fähre passieren. Ein großer Vorteil des Konvois – für alle waren Liegeplätze reserviert und da Anlegen klappte mit gegenseitiger Hilfestellung und der Landmannschaft prima.

Beim sehr netten Hafenmeister konnte ich einen Bollerwagen ausleihen und mir von der 500m entfernten Tankstelle  50l Diesel in Kanistern holen. Das ist knapp die Menge, die ich bisher seit Bremerhaven verbraucht habe.

Bleckede erstreckt sich etwas weitläufig, mit einem allerdings sehr schönen Altstattkern. Es war von Vorteil, das ich mein Bordfahrrad mit hatte . Bei Penny konnte ich einige Frischwaren erstehen.

Abends im Cockpit von Minerva habe ich mit Christian (Boot Uschi, WYC Bremerhaven) über den Konvoi ausgetauscht. Es war zuerst noch ziemlich mild und wir bekämpften unseren Durst mit einigen Bierchen.

Heute ist Sightseeing in Bleckede. Ich freue mich drauf. Erst morgen gehts zurück nach Lauenburg.

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Autor: Travelling-Rainer

Begeisterter Wassersportler. Nach 30 Jahren mit SY Swantje nun demnächst mit kleiner Verdränger-MY unterwegs.

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